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STRECKENNIVELLEMENT

Ein Streckennivellement wird durchgeführt, wenn man den Höhenunterschied zwischen zwei Punkten messen will, die so weit auseinander liegen, daß der Höhenunterschied nicht mit einer, sondern mit mehreren Messungen ermittelt werden muss.

Material

Das Streckennivellement sollte bei einem Punkt beginnen, dessen Höhe über NN bekannt ist, und auch bei einem solchen Punkt enden. Solche Punkte können zum Beispiel Höhenbolzen sein. Ist aber kein zweiter Höhenbolzen in der Nähe, kann man auch ein Schleifennivellement durchführen, welches auf anderem Wege zum Ausgangspunkt zurückführt.
( NN=Normal Null- bezieht sich auf den mittleren Nordseepegel in Amsterdam / Höhenbolzen sind offizielle Höhenpunkte, die man oft an Gebäuden oder Brücken findet, und deren Höhe über NN man beim Katasteramt oder Landesvermessungsamt erfragen kann.)

Aufstellung

In der Beispielskizze ist der erste Lattenstandort mit A bezeichnet. Die nachfolgenden Lattenstandpunkte sind in alphabetischer Reihenfolge bezeichnet. Bis hin zum Zielpunkt D. Die Lattenstandpunkte sollten nur so weit auseinander liegen, daß das Nivelliergerät, wenn es etwa in der Mitte steht, nicht weiter als 50 m peilen muß. So bleibt das Lattenbild im Fernrohr gut zu erkennen.
Die erste Messung wird nun vom Standort des Nivelliergerätes zur Latte A hin gemacht, die von einer anderen Person auf den Höhenbolzen gestellt wird. Der Lattenrichter mit der Dosenlibelle zeigt an, ob die Latte auch senkrecht gehalten wird.
Nachdem das Fernrohrbild und das Fadenkreuz scharf gestellt worden sind, kann die Ablesung des Wertes erfolgen, den der mittlere Querstrich des Fadenkreuzes auf der Nivellierlatte angibt. Dieser Wert wird als Rückblick (R) zu Punkt A ins Protokoll eingetragen. ( Musterprotokoll siehe unten)
Der Lattenstandpunkt B wird mit einem sog. Frosch versehen und die Latte daraufgestellt. Der Frosch ist eine drehbare Metallscheibe, auf dem die Latte stehen und ohne Veränderung der Höhe in alle Richtungen gedreht werden kann.
Das Nivelliergerät wird nun zur Latte auf B geschwenkt, und die Ablesung als Vorblick (V) zu Punkt B protokolliert. Während die Latte nun vorsichtig auf dem Frosch umgedreht wird, wird das Nivelliergerät zu seinem nächsten Standort getragen. Von dort aus findet nun der Rückblick zu B statt, und wird als solcher im Protokoll vermerkt.
Auf diese Art geht man nun bis zum Zielpunkt D vor, wobei immer darauf zu achten ist, dass jeweils die zusammengehörenden Rück- und Vorblicke in derselben Entfernung vorgenommen werden.
Beim Streckennivellement muss man ständig darauf achten, dass das Nivelliergerät nicht verstellt wird, wenn die Latte gerade weitergetragen wird, oder daß der Frosch nicht angestoßen wird, wenn das Nivelliergerät umgestellt wird. Auch Ablesefehler können die gesamte Messung wertlos machen. Deshalb sollten die Ablesungen stets durch eine zweite Ablesung kontrolliert werden.

Musterprotokoll

Auswertung

Die Höhendifferenzen zwischen zwei benachbarten Lattenstandpunkten (z.B. A und B) ergeben sich jeweils aus der Differenz von Rückblick minus Vorblick : h = R-V
Achtung: Im Protokoll stehen die beiden zusammengehörigen Werte um eine Zeile versetzt!
Wenn die Differenz positiv ist, steigt das Gelände, ist sie negativ, fällt es. Die Höhendifferenz der gesamten Strecke ist die Summe aller Höhendifferenzen:
h gesamt = h1+h2+h3 ...
Als Rechenkontrolle ist die Summe aller Vorblicke und die Summe aller Rückblicke zu errechnen, und wiederum die Vorblicksumme von der Rückblicksumme abzuziehen. Das Ergebnis ist wieder die Höhendifferenz der gesamten Strecke.
Für die wichtigen oder markanten Punkte der Strecke sollte auch die Höhe über NN ausgerechnet werden. Beim bekannten Höhenbolzen beginnend, werden die Höhendifferenzen unter Berücksichtigung der Vorzeichen der Höhe über NN hinzugerechnet.
Eine Kontrolle der Messergebnisse ergibt sich, wenn man bei dem Zielpunkt, dessen Höhe ja bekannt ist, unter Berücksichtigung der ermittelten Höhendifferenz, auf das richtige Ergebnis kommt. Millimetergenau wird das Ergebnis allerdings nicht sein.

Siri Häussler,10.1.1997

Gestaltet im Rahmen des Projektes ENGL/EMIR (Prof.W.Hassenpflug/W.D.John)